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Idee für St. Januarius könnte Zukunft der Kirche sichern

Eine bauliche und inhaltliche Verbindung zwischen einem Neubau der katholischen Kindertagesstätte und Teilen der Kirche St. Januarius Niedersprockhövel könnte die Zukunft des Gotteshauses an der Von-Galen-Straße sichern. Bei einem Informations- und Diskussionsabend am Montag, 22. August, wurde diese Idee jetzt vorgestellt.

 

Hintergrund sind der einerseits steigende Bedarf an Kita-Plätzen in Niedersprockhövel und die gleichzeitig nur bis zum Jahr 2030 gesicherte Zukunft des Kirchengebäudes. Nach mehrjähriger Beratung hatten im Frühjahr 2018 die Gremien in der Pfarrei St. Peter und Paul Witten, Sprockhövel, Wetter, namentlich Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat, das Votum zum weiteren Vorgehen im Rahmen des Pfarreientwicklungsprozesses (PEP) beschlossen. Im Pfarreientwicklungsprozess waren die Pfarreien des ganzen Bistums Essen aufgefordert, im Zeitraum von 2015 bis 2018 im Sinne ihrer lokalen Kirchenentwicklung, ihre Angebote und Strukturen an sich weiter verändernde gesellschaftliche und kirchliche Entwicklungen anzupassen. Dazu gehörte auch, angesichts sinkender finanzieller Möglichkeiten, eine Entscheidung zu den vorhandenen Immobilien zu treffen.

 

„Und die wirtschaftlichen Möglichkeiten werden weniger statt mehr“, sagte Pfarrer Holger Schmitz jetzt beim Infoabend. Während das Pfarrheim längerfristig gesichert ist, aus den Haushaltsmitteln finanziert wird und Rücklagen für zukünftige Renovierungen gebildet werden, sieht es bei der Kirche St. Januarius anders aus. Das PEP-Votum von 2018 bedeutet: Der Ist-Zustand wird gehalten. Der laufende Betrieb wird ermöglicht, inklusive übersichtlicher Reparaturen. Größere Bauvorhaben wie eine Dachsanierung oder der Kauf einer Heizungsanlage sind nicht mehr vorgesehen. Die Nutzungsdauer der Kirche als Gottesdienstort läuft Ende 2030 aus. „Bis dahin können wir verbindlich planen. Was danach kommt, steht in den Sternen“, sagt Pfarrer Holger Schmitz, „schlimmstenfalls droht die komplette Schließung der Kirche, wenn nicht rechtzeitig vorausschauende Maßnahmen angegangen werden.“

 

Eine Verbindung Kita und Kirche könne „eine große Chance sein“, so Schmitz. So gebe es die Perspektive, wie es schon in der Einladung zum Infoabend hieß, dass „die Kirche im Dorf“ bleiben könne. Wohlgemerkt sei für diese Idee noch nichts entschieden, betonte Schmitz. Jetzt an die Öffentlichkeit zu gehen, sei ein „erster Schritt, keine fertige Entscheidung, die nur noch präsentiert und abzunicken ist“. Damit es gut gelingen könne, seien der Pfarrei Rückmeldungen wichtig.

 

Architektenbüro sieht Gedankenspiele als Anregungen

Was den katholischen Kindergarten St. Januarius angeht, ist klar: Der Kita-Zweckverband des Bistums Essen beabsichtigt, die Einrichtung in Niedersprockhövel zu ertüchtigen. Bisher ist sie zweigruppig. Eine dreigruppige Einrichtung (gegebenenfalls mit Familienzentrum) vor Ort wäre angemessen und sinnvoll. Niedersprockhövel ist Zuzugsgebiet für junge Familien. Um dreigruppig laufen und die gesetzlichen Vorgaben des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) erfüllen zu können, müsste das Gebäude abgerissen und ein neues errichtet werden.

Guido Hülsmann und Daniel Leseberg vom Büro „soan architekten – Boländer und Hülsmann“ mit Sitz in Bochum und Schwerpunkt im Bereich sozialer und Kirchenprojekte berichteten beim Info-Abend von ihren Einschätzungen der Situation vor Ort. Die Architekten haben sich in den vergangenen Monaten ausführlich mit Profil und Beschaffenheit des Kirchengeländes und -inneren auseinandergesetzt und mit Blick auf die Zukunft gestalterische Varianten erarbeitet. Dabei sind als Anregung für den Dialog aller Beteiligten in Gemeinde und Pfarrei drei verschiedene Modelle entstanden.

 

„Was wir Ihnen hier zeigen sind keine Entwürfe, sondern Ideen, um den Prozess anzustoßen“, betonte Leseberg vor rund 50 Zuhörern im Pfarrheim. In drei verschiedenen Szenarien ist der Kita-Neubau mit einem Arkadengang mit der Kirche verbunden, in der eine Teilfläche von der Kita genutzt wird. Mal befindet sich die Kita in den Szenarien hinter der Kirche, mal an ihrer rechten Seite, mal ist sie ein-, mal zweistöckig. Dadurch ergeben sich auf dem Kirchenareal Freiflächen, die ein Investor bebauen könnte. Das würde den Kirchenerhalt von finanzieller Seite her möglich machen. Grundlage des kompletten Lösungsansatzes wäre ein Vertrag zwischen dem Kita-Zweckverband, der Pfarrei und einem Investor, der nach einer Entscheidung noch zu suchen wäre.

 

Ideenbox für Wünsche und Fragen

Auch für das Innere der Kirche präsentierten die Architekten verschiedene Gedankenspiele, wenn die vorhandene Fläche zur Hälfte von der Kita und zur Hälfte als sakraler Raum genutzt würde: mal klassisch – mit dem Altar vorne und der Gemeinde davor -, mal mit einer Altarinsel – umschlossen von der Gemeinde.

 

Ihre Fragen, Ideen, Wünsche und Anregungen konnten die anwesenden Gemeindemitglieder in einer Pause nach der Präsentation sowohl auf Zetteln festhalten und in eine Ideenbox werfen als auch bei einer Gesprächsrunde in der Kirche äußern.

 

Diese Box soll auch bei weiteren Gelegenheiten und Veranstaltungen in der Gemeinde aufgestellt werden. Thomas Reil, PEP-Begleiter in der Umsetzungsphase und Moderator des Info-Abends, stellte weitere Termine in Aussicht, bei denen die Anregungen aus der Gemeinde „dann schon weitergedacht sein werden“. Aus den Konzepten und auch den Anregungen werde eine „Optimumvariante“ entwickelt, sagte Susanne Scholz von der PEP-Arbeitsstelle im Bistum Essen (BGV), die der Pfarrei beratend zur Seite steht. Was den zeitlichen Aspekt angeht, sei sie vorsichtig optimistisch, dass das Projekt mit Machbarkeitsstudie und allen Genehmigungszeiten vor 2030 umsetzbar sei.

 

Pfarrer Holger Schmitz betonte, wie wichtig eine rechtzeitige Lösung sei. „Rechtzeitig heißt nicht: Wir warten gemütlich bis Ende Dezember 2030. Dann krempeln wir die Ärmel hoch und fangen an. Das wäre bei weitem zu spät. Da wäre der Zug längst abgefahren. Rechtzeitig heißt, jetzt zu überlegen: Gibt es Möglichkeiten wirtschaftlicher, pastoraler, sozialer Art, mit deren Hilfe eine längerfristige Finanzierung des Kirchraums abseits der reinen Bistumszuwendungen über 2030 hinaus ermöglicht werden kann. Und sei es zunächst auch ,nur‘ für weitere 20 Jahre.“

 

(kook/kook)