Wir lassen uns nicht „über den Tisch ziehen“
Mit welchen Tricks Betrüger und Betrügerinnen versuchen, an die Wertgegenstände und das Geld ehrlicher Mitmenschen zu kommen, das hat der ehrenamtlich tätige
Seniorenlotse Michael Hansen heute (06.06.2024) einem größeren Zuhörerkreis beispielhaft vorgestellt.
Die kfd-Vorsitzende Monika Heidemann hatte nicht nur ihre Mitglieder, sondern alle an diesem Thema Interessierten ins Gemeindeheim eingeladen. Und so war es nicht erstaunlich, dass mit
rund 40 Frauen und Männern der Referent einen großen Personenkreis vorfand.
In seinem etwa einstündigen Vortrag, in dem er auch auf Beispiele aus der Zuhörerschaft einging, zeigte Hansen schwerpunktmäßig Gefahren auf, die am Telefon, an der Haustür, im Internet und
unterwegs, beispielsweise bei Einkäufen, lauern.
Betrug am Telefon
Insbesondere warnte der Seniorenlotse vor Gutgläubigkeit. So seien gewiefte Telefonbetrüger in der Lage, dem Angerufenen (dem „Opfer“) eine deutsche Telefonnummer auf das Display zu schalten,
obgleich der Anruf der Betrügerbande vom Ausland, einem Nicht-EU-Staat, erfolgt.
Und wenn gar bei einem Anruf die Notrufnummer der Polizei – die 110 – auf dem Display des Telefons erscheine, dann stecke hinter diesem Anruf mit Sicherheit ein Betrugsversuch; denn die Tel.-Nr.
110 sei von uns Bürgern und Bürgerinnen nur in Richtung der Polizei zu verwenden, aus dem Polizeipräsidium heraus würde die Polizei uns immer mit ortsüblichen Nummer anrufen.
Ebenfalls solle man sich bei einem Anruf von einer unbekannten oder unterdrückten Nummer, wenn man ihn überhaupt annimmt, nicht mit seinem Namen melden, sondern hartnäckig danach fragen wer da
anruft und was er oder sie denn wolle. Ebenfalls solle man es tunlichst vermeiden, z. B. als Antwort auf eine entsprechend formulierte Frage das vielleicht zu erwartende Wort „ja“ zu sagen.
Bei sogenannten Schockanrufen, bei denen einem vorgegaukelt wird, ein Verwandter sei in Gefahr oder das Kind brauche im Ausland dringend Geld, solle man, so schwer es in der entsprechenden
Situation auch fallen mag, einen „kühlen Kopf“ zu behalten und nicht auf das „Bauchgefühl“ zu hören. Hilfreich könne es sein, bevor man überhastete Entscheidungen trifft, eine kurze Weile
verstreichen zu lassen und die Situation zu reflektieren und beim Nachdenken sich vielleicht daran zu erinnern, dass sich das Kind derzeit gar nicht im Ausland aufhält.
Auch beim sog. Enkeltrick, bei dem man etwa gefragt wird „rate mal, wer hier anruft“, sei es angeraten, gar keinen Namen eines Enkels zu nennen, sondern das Gespräch abzubrechen und den Hörer
„aufzulegen“.
Betrug an der Haustür
Vor dem Öffnen der Tür sollte man sich in jedem Fall vergewissern, wer denn draußen vor der Tür steht und Einlass begehrt. Hilfreich dazu seien Gegensprechanlagen oder auch Riegel an der Tür, die
man erst öffnet, wenn man sicher ist, dass man den oder die Wartende auch einlassen möchte.
Die Ansprache des Fremden vor der Tür, er/sie müsse dringend zur Toilette oder brauche sofort einen Schluck Wasser seien Grund genug, den Einlass zu verweigern, weil man sich auf diese
hinterhältige Art und Weise Zugang zur Wohnung verschaffen wolle. Und wenn dann auch noch zwei oder mehr Personen in die Wohnung hineindrängen wollen, könne man sicher sein, dass hinter einem
selbst die örtlichen Gegebenheiten ausspioniert und möglicherweise auch Dinge entwendet werden.
Es kommt auch vor, dass sich „falsche“ Energieberater, betrügerische Dienstleiter oder sogar „unredliche“ Bankmitarbeiter an der Haustür melden und nur eins wollen: sich in betrügerischer Absicht
Wertgegenstände oder Geld zu ergaunern.
Betrug im Internet
Das Internet biete ein breite Plattform für Betrügereien aller Art. Da gibt es die vorgegaukelten Gewinne aus Gewinnspielen, bei denen man, um den Gewinn zu erhalten, eine bestimmte Summe auf ein
Konto überweisen muss. Und diese Geld ist dann verloren, ein Gewinn komme jedoch nie an.
Eine andere Betrugsmasche stellen z. B. die gefälschten E-Mails von Banken dar, in denen der Empfänger/die Empfängerin der Mail aufgefordert wird, beispielsweise Kontonummer, persönliche PIN und
dergleichen einzutippen, um das Konto abzugleichen und eine Kontosperre zu verhindern.
Das ist Betrug; denn Banken und Sparkassen verlangen niemals diese Angaben per Internet. Allein bei Überweisungen, die ich als Bankkunde selbst über die mir bekannte Bankadresse initiiere, muss
ich entsprechende Daten eingeben.
Man solle im Internet auch nicht vorschnell die ins Auge springenden Buttons anklicken, da mit einem solchen Klick Kaufverträge geschlossen werden können. Erst nachdenken, was man da anklicken
will/soll, und dann klicken oder auch nicht.
Betrug bei Einkäufen
Lassen sie Geld und Wertgegenstände nie aus dem Auge. Ihre Geldbörse oder Wertsachen sollten nicht offen im Einkaufswagen liegen, von wo aus sie mit einem einzigen Handgriff gestohlen werden können.
Auch das Handy sollte sicher verstaut werden und nicht aus der Gesäßtasche hervorschauen. Und auf einem Tisch abgelegt, ist es von einem Betrüger oder einer Betrügerin schnell entwendet, wenn der
Handy-Besitzer etwa nach einer Adresse oder dem Weg gefragt wird.
Bester Schutz als Rat von der Polizei
• Keine persönlichen Daten rausgeben
• Bei verdächtigen Telefonaten das Gespräch sofort beenden und den Hörer „auflegen“
• Keine gebührenpflichtigen Sonder-Telefonnummern zu Unbekannten wählen
• Niemals Geld bezahlen, um einen Gewinn zu erhalten
• Befindet man sich in einem Gespräch, selbst sekundenlange Sprechpausen einlegen
• Mit seiner Nachbarschaft ein gutes Verhältnis pflegen
• Den Kontakt mit eigenen Verwandten aufrechterhalten
• Die Tel.-Nr. einer eigenen Vertrauensperson ggf. im Telefon unter einer Kurzwahl abspeichern
Nach diesen interessanten Ausführungen bedankte sich Monika Heidemann ganz herzlich bei Herrn Hansen und entließ die Gäste mit dem guten Gefühl, dass er ihnen den einen oder anderen Tipp mit auf
den Weg gegeben hat.
Text: M. Berretz
Fotos: Berretz, Heidemann
(Berretz)