· 

Ja zur Liebe - Ja zum Segen

Liebe Schwestern und Brüder in unseren Pfarreien,

 

 

 

seit gut einer Woche bewegt eine Stellungnahme der römischen Glaubenskongregation die Gemüter und unser kirchliches Leben. In dem von Papst Franziskus gebilligten Schreiben äußern sich die Verfasser distanziert und ablehnend gegenüber Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare. Die Reaktionen hierzulande auf diese Äußerungen prägen vor allem Unverständnis und sogar Wut. Sie sind längst vor Ort in unseren Gemeinden und in den Gremien angekommen.

 

 

 

Zeitnah hat bereits unser Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck reagiert und einen Brief an die Pfarreien geschrieben. Darin zeigt der Bischof Verständnis für den Unmut. Unter anderem spricht er sich für eine ethische und theologische Neubewertung von Homosexualität aus. Der Brief ist auf unserer Homepage nachzulesen.

 

 

 

Persönlich teilen wir diese Einschätzung von Bischof Overbeck, die nicht zuletzt eine pastorale Perspektive beinhaltet. Das heißt: Paaren, die in gleichgeschlechtlicher Verbundenheit leben wollen, ist mit derselben Hochachtung und Herzlichkeit zu begegnen, wie Menschen in heterosexuellen Beziehungen. Dazu gehört, liturgische Formen zu finden, die am Beginn eines solchen gemeinsamen Weges stehen, die in einer angemessenen Festlichkeit den Ernst und die Freude des Geschehens zum Ausdruck bringen, ohne dabei dessen Besonderheit zu verwischen.

 

 

 

Faire Auseinandersetzung

 

Gleichzeitig fragen wir uns, wie dieser aufgewühlten Situation ein konstruktiver Mehrwert zukommen kann, damit es nicht am Ende auf allen Seiten nur Verlierer gibt. Unseres Erachtens gelingt dies am besten, wenn die Argumente der Glaubenskongregation zumindest gewürdigt werden und das bei aller Gegenläufigkeit der Ansichten. Wie bei jeder kontroversen Auseinandersetzung gehört so etwas dazu, um einen fairen Diskurs zu ermöglichen.

 

 

 

Begehbarer Katechismus“

 

Demnach ist das Selbstverständnis dieser päpstlichen Einrichtung zu berücksichtigen, die ihren festen Sitz im Leben und Wirken der vatikanischen Kurie hat. Hier gilt: „Nomen est omen“. Die Glaubenskongregation beschäftigt sich mit den Glaubensgrundsätzen und Lehrüberzeugungen der Kirche, einschließlich ethischer Fragestellungen. Das ist ihr „täglich Brot“. Neben der Heiligen Schrift dienen ihr die unzähligen Aussagen des offiziellen Lehramtes, vertreten durch den jeweiligen Papst und die großen Konzilien (Bischofstreffen), als Entscheidungs- und Auslegungsgrundlage. Im Blick sind dabei stets die Konsequenzen für die gesamte Kirche und zwar über Raum und Zeit hinweg. Wir haben es also mit einem „lebendigen“ oder „begehbaren Katechismus“ zu tun, der verlässliche Antworten auf direkte Fragen gibt. In der Tat ist das eine große Stärke dieser Instanz: Sie trägt zur Verbindlichkeit bei. Sie garantiert den „Rahmen des Glaubens“ und sorgt dafür, dass Kirche samt ihres Ansinnens fassbar bleibt und zwar weltweit.

 

 

 

Unterschiedliche Blickwinkel

 

Hier liegt zugleich eine entscheidende Grenze. Die Glaubenskongregation ist kein pastorales Organ. Die Gestaltung eines unmittelbaren Gemeindealltags gehört nicht zu ihrer Arbeit. Das birgt ein Konfliktpotential, wenn – so wie jetzt – in der Sache einander entgegen stehende Überzeugungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Positionen aufeinandertreffen. Das mag die einen ärgern. Die anderen dürfen in dieser Auseinandersetzung gerne ein Zeichen von lebendigem Christentum sehen, denn: Nur Tote können sich nicht streiten.

 

 

 

Den Menschen Gutes gut sagen!

 

Eingedenk dessen sehen wir unseren Auftrag darin, den Menschen, die Gottes Nähe suchen, einen Ort der Begegnung zu schenken, in dem wir ihnen Gutes stets gut sagen. Nichts anderes bedeutet Segnen, wenn wir die lateinische Form „benedicere“ original ins Deutsche übertragen. Segen verlangt nicht die ethische Vollkommenheit eines Menschen. Segen trifft immer auf eine bunte Welt voller Schönheit, Brüche und Widersprüche. Der gut gesagte Segen knüpft an das Gute in den Menschen an, damit sie selbst Gutes vollbringen und zu einem Segen werden können. Nicht weniger und nicht mehr kann und soll die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren beinhalten. Alles andere was dann sonst noch an Ecken und Kanten hinzukommt – und was zu allen Freundschaften, Beziehungen und Ehen gehört – ist in diesem Moment nicht unsere Angelegenheit, geschweige denn Teil unserer Bewertung.

 

 

 

Wir wünschen unseren Pfarreien und Gemeinden ein segensreiches Wirken und ein glückliches Tun. Herzlich grüßen Sie

 

Norbert Dudek, Kreisdechant                                                Andreas Lamm                                                       Holger Schmitz

 

                        Propst in St. Marien                                                                 Pfarrer in St. Peter und Paul                                                    Pfarrer in St. Peter und Paul

 

           (Schwelm/Ennepetal/Gevelsberg)                                                                 (Hattingen)                                                                    (Witten/Sprockhövel/Wetter)

 

 

Schmitz/Kook