· 

Pfadfinder schaffen das: Ironscout 2018

20. Ironscout 2018 vom 5. bis 7. Oktober - „der Albtraum kehrt zurück"

Teilnehmer am Ironscout aus St. Josef Haßlinghausen
Teilnehmer am Ironscout aus St. Josef Haßlinghausen

Beim Ironscout treten Pfadfindergruppen aus den unterschiedlichen Regionen Deutschlands gegeneinander an, um innerhalb von 22 Stunden möglichst viele Spielstationen zu erreichen und so Punkte zu sammeln.

 

Unser erster Lauf beim Ironscout ist gemeistert! Der nun folgende Bericht trägt den Titel:

 

„Schmerz - des Leidens erster Teil“.

 

Obgleich zuvor noch relativ entspannt, breitete sich nach Zuteilung unserer Startzeit eine unabweisbare Nervosität im Team aus. Um 15:10 Uhr sollte es losgehen und bis dahin galt es, Taschen zu packen, Füße zu tapen, das Schicksal zu bedauern und sich gegenseitig zu bestärken. Mit Karte und Kompass ausgestattet, überquerten wir trotz kurzer Verzögerung gegen 15:45 Uhr die Startlinie und brachen in ein Wochenende auf, das wir wohl alle niemals vergessen werden.


Unsere Unerfahrenheit im Zusammenhang mit einem solchen Wettkampf zeigte sich allerdings bereits nach kurzer Zeit.
Statt uns auf direktem Weg zur ersten Station zu begeben, entschieden wir uns dazu, den landschaftlich schönsten Weg zu bestreiten. Wir hielten es also für eine gute Idee, einen Umweg in Richtung Tal einzuschlagen, um dort einen Wasserfall zu besichtigen. Was uns allerdings sehr schnell klar wurde: wer runter läuft, muss auch wieder rauf. Insgesamt keine sonderlich durchdachte Aktion, denn die zusätzlichen (Höhen-)meter sollten wir an späterer Stelle noch deutlich zu spüren kriegen.

Nach mehr oder minder guter Dinge kamen wir letztendlich aber doch an der für uns ersten Station an, die unsere Stimmung deutlich hob.
Im Stil der „Ghostbusters“ aufgezogen, lieferte sie uns Kraft und Willen zum Erreichen weiterer Stationen. Dazu beigetragen hat außerdem die wirklich unglaublich schöne Landschaft, die uns die Schwäbische Alb bot. Die nächsten Stunden verbrachten wir daher gut gelaunt und mit reichlich Optimismus, der weit bis in den Sonnenuntergang reichte.

 

Von nun an sollte jedoch die Dunkelheit unser stetiger Begleiter werden, was die Angelegenheit erschwerte. Wir meisterten zwar weitere Stationen, liefen dabei jedoch nicht immer den optimalen Weg und langsam fingen die bisher erreichten Kilometer (25 an der Zahl) an, sich in den Beinen bemerkbar zu machen. Mehr als froh waren wir daher, als wir gegen 24:00 Uhr eine Station erreichten, an der wir uns stärken und regenerieren konnten.
Leider verloren wir an dieser Stelle ein Mitglied unseres Teams, das bis dato aber trotz gesundheitlichen Problemen tapfer durchgehalten und gekämpft hat!
Die Atmosphäre und Gestaltung, sowie der gesamte Aufenthalt an dieser Station gaben uns einen deutlichen Kraftschub, sodass wir die nächsten zwei Stunden in unserer persönlichen Höchstform liefen. Dabei liefen wir nach einer weiteren unbemannten eine besetzte Station an, die wir krafttechnisch dringend nötig hatten, denn das schnelle Tempo und die vielen Berge machten sich schmerzhaft bemerkbar.

 

Krämpfe, Blasen und Müdigkeit überfielen uns und unsere Motivation ging gegen Null. Die ersehnte Pause erhielten wir an dieser Stelle aber leider nicht, denn die Station war so überrannt, dass es keine Möglichkeit für uns gab , Kraft zu tanken und wir gezwungenermaßen weiterlaufen mussten.
Und ab diesem Zeitpunkt nahm der „Albtraum“ seinen Lauf, wobei die erste Stunde noch verhältnismäßig gut verlief, es ging bergab, die Koffeintabletten wirkten, die nächste Stadt war nah.

 

Anschließend jedoch traf es uns doppelt, denn nach über 750 Höhenmetern mit von Beginn an heftiger Steigung merkten wir - und das kann man wohl gut als unseren absoluten Tiefpunkt bezeichnen - dass wir tatsächlich den falschen Berg erklommen hatten. Wir schenkten uns selbst zwar noch einige Versuche und redeten uns ein, dass das, was wir vor Augen hatten, irgendwie zu den Linien auf der Karte passte, mussten aber letztendlich einsehen, dass wir uns völlig verlaufen hatten.
Wie wir dort anschließend völlig erschöpft im Dreck lagen, mussten wir in diesem Moment wohl ein Bild des puren Leids abgegeben haben. Der Weg zurück wurde daher von einer allgemeinen Verzweiflung begleitet, die allmählich in Wut umschlug. Auf die Veranstaltung, den Berg, die Welt und ganz besonders auf uns selbst.

 

Pünktlich zum Sonnenaufgang erreichten wir dann unser eigentliches Ziel, was zunächst große Erleichterung auslöste. Nach dem Absolvieren der Aufgaben wurde uns allerdings mit Schrecken bewusst, dass wir noch sehr viel Strecke vor uns und nicht mehr allzu viel Zeit zur Verfügung hatten. Ohne Pause liefen wir also weiter, den Berg hinab, durch die Stadt, den nächsten Berg wieder hinauf. Jeder Kilometer wurde schlimmer, die Beine taten weh, die Gespräche verstummten. Wir konzentrieren uns voll und ganz auf unseren Willen, ins Ziel zu kommen. Denn unser Wille war wohl das Einzige, was uns noch vollends zur Verfügung stand. Wir kämpften, jammerten, machten viele kleine Pausen. Die Kraft nahm ab, der Wille zu.

 

So schafften wir es schließlich mit Entschlossenheit, Willensstärke und Kampfgeist ins Ziel und wenn es auch zum Schluss, wie wir es ausdrückten, bloß noch ums „reine Überleben“ ging, so brauchten wir uns gar nicht abzusprechen, um zu wissen, dass wir nächstes Jahr definitiv wieder dabei sein wollen.


Vielen Dank ans Team, es war ein Vergnügen, mit euch zu leiden! 😉
Leistung: etwa 63km in 21h
Christina Löhken

Weitere Informationen über den Ironscout 2018:
https://www.ironscout2018.de/der-ironscout

 

Berretz