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Dramen in den Krankenhäusern, den Altenheimen, den Hospizen, aber auch zu Hause. Diese
Bilder weisen auf Krisen hin, die nicht einfach lösbar sind – sondern konkretes Handeln
verlangen, das zu gravierenden Veränderungen des Lebens führt. Wenn wir die durch den
Klimawandel ausgelösten Katastrophen eindämmen wollen, müssen wir unser Leben verändern.
Und das gilt auch für die Überwindung der Pandemie. Es hilft dabei nicht, Krisen zu leugnen.
Der Klimawandel ist real und auch das Corona-Virus ist weit mehr als nur ein harmloser
Erkältungsvirus. Wenn die Erkenntnisse des weit überwiegenden Teils der Wissenschaft
übereinstimmen, dann ist es verantwortungslos, diese nicht ernst zu nehmen. Die unzähligen
Opfer des Klimawandels und der Corona-Pandemie verpflichten uns, ernsthaft nach Wegen zu
suchen, um diese Krisen zu bewältigen.
Die in unserer Gesellschaft zunehmenden Polarisierungen und oft unversöhnlich
gegenüberstehenden Meinungen beunruhigen mich sehr. Ich wünsche mir, dass wir Christen dazu
beitragen, die dahinter liegenden Ängste offen zu benennen, um dann besonnen miteinander
Ausschau zu halten nach neuen Wegen. Wir brauchen dazu einen geduldigen Dialog, der das
gegenseitige Verstehen ermöglicht. Was wir überwinden müssen, ist das gegenseitige Misstrauen.
Unterstellungen, Pauschalisierungen, Unsachlichkeiten und Schuldzuweisungen helfen nicht. Sie
verschärfen Konflikte und machen ein friedliches Miteinander unmöglich. Dass die Kräfte in
unserer Gesellschaft wachsen, die Misstrauen säen und auch unseren gemeinsamen
demokratischen Institutionen nicht mehr vertrauen, macht mir große Sorgen. Wie wollen wir
noch zusammenleben, wenn wir einander nicht mehr vertrauen und selbst in grundlegenden
Fragen keine Verständigung mehr finden?
III.
Als Christen befinden wir uns selbst auch in einer Krisensituation, die insbesondere durch den
Missbrauchsskandal zu einer existenziellen Krise unserer Kirche geworden ist. Krisen kündigen
oft einen Zeitenwechsel an. Das lässt sich erahnen am „Synodalen Weg“ der Kirche in
Deutschland, ebenso aber auch am „Weltweiten Synodalen Weg“, den Papst Franziskus im
vergangenen Jahr begonnen hat. Es geht dabei darum, auf neue Weise die Weite des Evangeliums
zu entdecken und zugleich mutig und veränderungsbereit unsere Kirche neu zu gestalten.
Gerade die abscheulichen Taten der sexuellen Gewalt, des geistlichen Missbrauchs, aber auch
viele andere Leidenserfahrungen, die über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg unsere